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Brückenschlag zwischen Erkrath und Mettmann?

So nennt Sandra Pietschmann, Bürgermeisterkandidatin in Mettmann, die ‘sanfte Nachnutzung’ von Teilen des Kalksteinbruchs. Eine Idee, die auch Christian Untrieser (MdL) unterstützt.

 

Von Ria Garcia für Erkrath.jetzt

Bild: Kalksteinbruch Neandertal Foto: © LW

 

 

Am 4. Juli 2020 durften interessierte Bürger mit Sandra Pietschmann und Willi Schaefer rund um den entstandenen See im Kalksteinbruch wandern. Mehr als 300 Anmeldungen hatte Pietschmann nach dem Aufruf erhalten, sodass es – in Absprache mit Willi Schaefer – weitere Termine geben wird.

 

Die Teilnehmer hatten die Möglichkeit vor Ort den Kalksteinbruch kennenzulernen und sich ein Bild von der möglichen Nachnutzung zu machen. Die ist lediglich auf zehn Prozent der Gesamtfläche von 92 Hektar (920.000 Quadratmeter) vorgesehen, die seit vielen Jahren durch den Kalkabbau versiegelt sind. Es geht um ein Gebiet von 9,5 Hektar, auf dem heute noch viele Betriebsgebäude stehen. Geht es nach Willi Schaefer und den Unterstützern, zu denen die Gesellschaft Verein zu Mettmann und die Mettmanner Ratsfraktionen CDU, SPD, FDP und Piraten/Linke gehören, soll das Teilareal des Kalksteinbruchs künftig die Geschichte des Kalkabbaus und der Geologie der Region erlebbar machen, zugleich Bildungs- und Naherholungsort werden und den Talraum vom Verkehr entlasten. Die Zufahrten zum Gebiet gibt es heute schon aus dem Neandertal und von der Erkrather Straße aus.

 

Auch Christian Untrieser hatte sich spontan angemeldet, als er davon erfuhr. Gemeinsam mit Martin Strässer (MdL) hat auch er sich schon vor einiger Zeit mit der möglichen Nachnutzung befasst. “Ich wusste vorher gar nicht, wie schön der Weitblick von hier ist”, erinnerte er sich. Beide nahmen das Thema mit in den Landtag und unterstützen das Projekt. Sie sprachen mit der Bezirksregierung und erfuhren: “Ist ja schön, aber aus der Stadt Mettmann haben wir noch nie gehört, dass die das auch wollen.”

 

Und genau dort liegt bisher offensichtlich der Knackpunkt: CDU, SPD, FDP und Piraten/Linke stehen der sanften Nachnutzung, die einen Mehrwert für die Region schaffen würde, offen gegenüber und haben mit einem gemeinsamen Antrag im Juli 2019 die Mettmann Verwaltung beauftragt, die sanfte Nachnutzung von Teilen des Kalksteinbruch-Areals, das auf Mettmanner Stadtgebiet liegt, positiv zu begleiten und zu unterstützen. Diese positive Begleitung fehlt Willi Schaefer jedoch, wie er berichtete.

 

Willi Schaefer solle erst Investoren zu finden und eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Dass die Suche nach Investoren ungleich schwerer ist, wenn es keine klare Entscheidung dazu gibt, dass eine Nachnutzung genehmigt wird, ist auch Laien verständlich. Dennoch hat Willi Schaefer inzwischen eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die nicht hier in der Region ansässig ist, mit der Suche nach Investoren beauftragt.

 

“Sandra Pietschmann kam auf mich zu, als sie von dem Projekt erfuhr. Sie hat mich aufgesucht und dabei auch gefragt ‘War Bürgermeister Thomas Dinkelmann denn schon einmal hier, um sich ein Bild von der Projektidee zu machen?’. Ich antwortete: ‘Noch nie’. Die Frage fand ich toll. Ich halte viel von Sandra Pietschmann und das wird auch künftig zu bleiben”, erzählt er den Teilnehmern der ersten Führung.

 

Rückblick und Ausblick

 

365 Millionen Jahre alt sei das Gestein, dass aus den Korallen eines warmen Flachmeers entstanden sei, berichtete Willi Schaefer über den Ursprung des Kalks. Der Steinbruch, den Mannesmann einst für die eigene Hütte nutzte, sei 1916 in Betrieb gegangen. Bis 1989 wurde der abgebaute Kalk noch vor Ort gebrannt. Dann hat Mannesmann an Thyssen verkauft. Später war der Steinbruch im Besitz von Lhoist, bevor Willi Schaefer ihn mit der Comin Gruppe kaufte. 2013 war der Steinbruch schuldenfrei. 2013 konnte dann aber aufgrund einer Verschüttung vorübergehend nicht weiter gearbeitet werden. Damals entstand die Zufahrt von der Erkrather Straße aus, die sich nun für eine mögliche Nachnutzung als vorteilhaft erweisen könnte, weil sie den Verkehr im unteren Tal entlasten würde.

 

Noch ist der Steinbruch in Betrieb. Die Betriebserlaubnis läuft 2021 aus, bis 2022 muss der Rückbau erfolgt sein, mit dem Comin parallel schon jetzt begonnen hat. Gebäude, die für eine Nachnutzung in Frage kämen, bleiben bis zum Schluss stehen. Bleibt jedoch die Genehmigung für die ‘sanfte Nachnutzung’ eines Teil des Gelände aus, wird ein Zaun das Gelände für alle Zeit für Besucher verschließen. Damit wären die Geschichte des Kalksteinbruchs, die Geologie unserer Region und die Ökologie dieser besonderen Region für den Bildungsbereich nicht erlebbar. Auch das Neanderthal Museum müsste auf zusätzlichen Tagungsraum verzichten. Weiterhin wären Parkplätze im Neandertal zu knapp und der Verkehr im Tal zu dicht.

 

Das könnte auf den 9,5 Hektar künftig entstehen:

 

Bisher sind es nur grobe Ideen. Eine Feinplanung wird es erst geben können, wenn Investoren gefunden sind. Überlegungen zur Nachnutzung des Areals gab es indes schon 2010 bei der Ideen-Entwicklung aus denen später der Masterplan Neandertal entstand (NaturKulTour Neandertal ab Seite 32).

 

Von der ökologischen Bildungsstätte, einer Jugendherberge, einem Wanderweg um ‘die blaue Lagune’ (den See des Steinbruchs), Naturbeobachtungspunkten, einem Tagungshotel und Parkplätzen zur Talraumentlastung ist vieles in den Überlegungen enthalten. Dafür sollen keinerlei Flächen versiegelt werden, denn die Planung bezieht sich auf Flächen, die seit vielen Jahren im Steinbruchbetrieb längst versiegelt sind. 80 Prozent dieser Flächen werden anschließend in Grünflächen umgewandelt.