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Pro Jahr 200 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche weniger im Kreis Mettmann

Zu einer Talkrunde zum Thema „Landwirtschaft und Flächenmanagement“ – moderiert von Bürgermeisterkandidatin Sandra Pietschmann – hatte die CDU Mettmann Donnerstagabend auf den landwirtschaftlichen Betrieb „Gut Bachelsberg“ von Familie Stöcker eingeladen.

 

Von Heike Bartels für TME

 

Bild: Stellten sich den Fragen von Moderatorin Sandra Pietschmann (r.): Landrat Thomas Hendele, Moritz Stöcker, Bernd Kneer und Martin Dahlmann (v.l.). Foto: TME

 

Informationen und Meinungen gab es an diesem Abend von Landrat Thomas Hendele, Martin Dahlmann, dem Vorsitzenden der Kreisbauernschaft Mettmann, Kreislandwirt Bernd Kneer sowie von Betriebsinhaber Moritz Stöcker, der den Betrieb seit 2012 führt.

 

In den letzten acht Jahren habe er einiges modernisiert, auf- und umgebaut, so Stöcker, der den Abend mit einer Betriebsführung einleitete. „Es gibt eigentlich zwei Betriebe. Die Landwirtschaft, die auch die Haltung von 60 Pensionspferden in Erkrath einschließt, und den zweiten Betrieb im Dienstleistungsbereich.“ Hier sei er zusammen mit einem Partner als Lohnunternehmer tätig, wozu die Bereiche Winterdienst und Baumfällung gehören. Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst rund 150 Hektar Land, wovon auf 80 Hektar Futter angebaut wird, 30 Hektar sind Grünland und der Rest dient der Grassamenvermehrung. Zehn feste Mitarbeiter hat er beschäftigt. „Dann habe ich noch eine kleine Herde von Mutterkühen, das ist aber eher ein Hobby.“ Die arbeitsaufwendigen und deshalb wirtschaftlich für ihn unrentablen Sonderkulturen wie Beerenfrüchte habe er abgeschafft. Für Neues ist er aber offen. „In einem Feldversuch habe ich Luzerneheu produziert, das hinterher pelletiert wird und als Eiweißlieferant für die Pferde dienen soll.“

 

CDU-Stadtverbandsvorsitzende Gabriele Hruschka eröffnete dann die Diskussionsrunde – Sandra Pietschmann stellte die Teilnehmer vor. Über die im April verabschiedete neue Düngemittelverordnung wurde eine Brücke geschlagen zum Thema Nitrat im Grundwasser. Nur an wenigen Messstellen im Kreis seien die Werte überschritten, erläuterten Dahlmann und Kneer – nicht immer verursacht durch die Landwirtschaft. „Dort, wo es Probleme gibt, wollen wir die aber angehen.“ Wasser sei ein schützenswertes, wertvolles Gut.

 

Dass der Klimawandel zusätzliche Probleme schafft, ist in der Runde ebenfalls unumstritten: „Wir bauen Kulturen wie Sojabohnen an, an die man vor zehn Jahren nicht gedacht hätte“, so Moritz Stöcker. Ebenso sind sich die Landwirte einig, dass eine umweltschonende Bewirtschaftung immer eine Gratwanderung sei: „Wenn wir weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen, müssen wir den Boden mehr bzw. tiefer bearbeiten – was dann wiederum zu mehr Bodenerosion führen könnte.

 

Immer mehr landwirtschaftliche Fläche verschwindet

 

Sandra Pietschmann gab zu bedenken, dass in Deutschland jeden Tag 23 Hektar landwirtschaftliche Fläche verloren gehen und Siedlungen sich vermehrt den Ackerflächen nähern. Im Kreis Mettmann verschwinden rund 200 Hektar landwirtschaftliche Fläche pro Jahr. Landrat Hendele erläuterte, dass die Planungshoheit für die Verwendung von Flächen immer bei der Stadt liegt. Am Beispiel der Stadt Ratingen zeigte er auf, wie gutes Flächenmanagement seiner Meinung nach funktionieren müsse: „Die Stadt hat Flächen gekauft und saniert und ohne Flächenverschwendung renommierte Firmen angesiedelt, die viele Arbeitsplätze geschaffen haben.“ Ausgleichsmaßnahmen für diese Flächen dürften nicht zu Lasten der Landwirtschaft gehen.

 

„Eine Lösung werden wir heute nicht finden, aber wir müssen miteinander reden und im Gespräch bleiben“, kommentierte Sandra Pietschmann, die die Gesprächsteilnehmer auch auf die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft ansprach – eine Art Börse für Ausgleichsmaßnahmen, die zusammen mit den Landwirten den Kommunen hilft, Flächen für die Anlage von Blühstreifen, Trockenrasen oder die extensive Bewirtschaftung von Grünland zu finden.

 

Ein gesellschaftlicher Konsens sei nötig, meint Bernd Kneer. „Wir müssen mit den Kommunen besser zusammenarbeiten, alle Gruppen müssen die Arbeit des anderen würdigen“, womit er auch auf das unverhältnismäßige Verhalten von Menschen einging, die in der Natur ihre Freizeit verbringen. Müll und Hundkot auf Feldern sei nicht selten ein Problem, teilweise müsse man Wege, Wiesen oder Felder einzäunen. „Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. In unserer Ich-Gesellschaft fehlt oft der Respekt vor dem Eigentum des anderen“, meint auch Landwirt Rolf Beckershoff. Auch die Versiegelung privater Flächen wirke sich negativ aus, so die Landwirte. „In Steingärten leben keine Insekten und sie tragen zur Erwärmung der Luft in der Stadt bei.“

 

„Fläche ist endlich“, resümierte Sandra Pietschmann, die verschiedenen Gruppen müssten im Dialog bleiben. „Vor weiterem Flächenverbrauch für Wohnraum oder Gewerbe sollten andere Möglichkeiten wie die Nutzung von Brache ausgelotet werden.“ Gabriele Hruschka ergänzte: „Der heutige Abend ist nur ein Auftakt, wir möchten als Politiker mit der Landwirtschaft im Gespräch bleiben und den Grüngürtel erhalten.“